London - Der milliardenteure Terminal 5 ist erst im Frühjahr mit viel Pomp - und Superchaos - eröffnet worden,
doch wenn es nach Londons Bürgermeister Boris Johnson geht, sollte der ganze Londoner Flughafen Heathrow zugesperrt werden.
Stattdessen solle auf einer künstlichen Insel in der Grafschaft Kent südöstlich von London ein neuer Flughafen in der
Flussmündung der Themse gebaut werden, berichtet die Sunday Times. Das Projekt könnte in sechs Jahren fertiggestellt sein.
"Nur ein bisschen Mut"
In Heathrow sollten dagegen ein Technologiezentrum und neue Wohnungen entstehen. "Wir können das machen.
Wir brauchen nur ein bisschen Mut dazu", zitiert das Blatt Kit Malthouse, einen von Johnsons Stellvertretern,
der das Projekt betreut. Es wird jedoch davon ausgegangen, dass der Flughafenbetreiber BAA die Pläne nicht unterstützt.
Johnson hatte bereits früher erklärt, dass er Heathrow für einen "Planungsfehler aus den 60er-Jahren" halte.
Beispiele wie Hong Kong oder Washington würden zeigen, dass es "nicht unmöglich ist, den größten Flughafen einer Hauptstadt zu übersiedeln".
Vier Rollfelder
Der Bürgermeister favorisiert eine Anlage mit vier Rollfeldern, die nahe der Insel Sheppey in Kent errichtet werden sollte.
Die Vorteile: Der Flughafen könne später leicht auf sechs Start- und Landebahnen erweitert werden.
Und: Er wäre an die Hochgeschwindigkeitsbahn des Kanaltunnels angeschlossen.
Damit wären sowohl London als auch der Kontinent mit kurzen Bahnfahrten erreichbar. Jetzt soll eine Machbarkeitsstudie erstellt werden.
Der Flughafen Heathrow war im März wegen des Debakels nach der Eröffnung des rund fünf Milliarden Euro teuren
Terminals 5 in die Schlagzeilen geraten. Da die automatische Gepäckabfertigung nicht funktionierte, blieben bis zu 30.000 Koffer liegen;
hunderte Flüge mussten gestrichen werden.
Das Desaster kostete die British Airways, die alleiniger Nutzer des neuen Terminals ist, rund 20 Millionen Euro.
BA feuerte daraufhin ihren Betriebsmanager Gareth Kirkwood und den Leiter des Kundenservices, David Noyes.
Danach musste im Mai auch Heathrow-Direktor Mark Bullock seinen Hut nehmen.
(dpa, frei/DER STANDARD-Printausgabe, 21.9.2008)