Novair-Piloten:
Grüner landen auf dem Stockholmer Flughafen
Grüner
fliegen: Vor der Landung drosseln Piloten von Novair und SAS die Motoren und
steuern im Segelflug den Flughafen von Stockholm an. Durch die sanfte Landung
sparen die schwedischen Fluglinien Kerosin. Und auch die Airport-Anwohner
haben etwas davon.
Der Airbus vom Typ A321 setzt zur Landung auf dem Stockholmer Flughafen Arlanda an - im Segelflug.
Doch bei dem Manöver handelt es sich nicht um einen Notfall, weil das Kerosin ausgegangen wäre.
Der gebremste Anflug soll der Chartergesellschaft Novair Treibstoff sparen helfen - und das klimaschädliche Fliegen ein wenig
umweltverträglicher
machen.
"Man hört, dass es viel ruhiger ist", sagt Mathias Klarowski, der an der Stockholmer Universität Luftfahrt studiert.
"Die Landung ist sehr bequem, weniger ruckartig als sonst", kommentiert der 23-Jährige aus Deutschland,
der an Bord des Airbus durch den klaren Winterhimmel gleitet. Flugkapitän Henrik Ekstrand spart mit der sanften Landung rund 300 Liter Kerosin -
ein wichtiges Argument in der von Finanznöten geplagten Branche.
Zehn
Landungen mit gedrosselten Motoren ist Novair in den vergangenen Monaten
geflogen.
Schweden ist ein Pionier im Bereich der umweltverträglicheren Flugtechnologien.
Die skandinavische Fluggesellschaft SAS experimentiert schon seit 2006 mit spritsparenden Landeanflügen,
der Stockholmer Flughafen Arlanda versucht seitdem, auch andere Gesellschaften für die Innovation zu gewinnen.
Denn der sanfte Anflug ist nicht nur billiger und weniger klimaschädlich, er macht auch weniger Lärm am Boden.
Allerdings dauert er ein wenig länger - ein Nachteil, den die Fluggesellschaften mit einer satellitengestützten Neuberechnung
der
Flugroute ausgleichen wollen.
Motoreinsatz
bei Turbulenzen
Damit sei der innovative Anflug der klassischen spritschluckenden Landung sogar um drei bis vier Minuten überlegen, rechnen die Ingenieure vor.
"Das ist der Beginn einer Evolution von einem System der Regeln zu einem System, das sich auf Effizienz stützt",
sagt Lars Lindberg, Vorsitzender der schwedischen Firma Avtech, die die Technik entwickelt hat.
Nur
bei Turbulenzen oder schlechten Sichtverhältnissen sei es unvermeidbar, dass
der Pilot mit der Kraft der Motoren in den Sinkflug eingreife.
"Natürlich könnte ich schneller fliegen", sagt SAS-Flugkapitän Ulf Martinsson. "Aber darin liegt ja gerade der Gewinn dieses neuen grünen Ansatzes:
dass man langsamer fliegt." Mehr als 2000 langsame Landungen hat der Stockholmer Flughafen Arlanda seit Januar 2006 bereits gezählt,
die
meisten davon bei SAS. Doch auch manche andere europäischen
Fluggesellschaften experimentieren mit der neuen Technik.
Vor dem Klimagipfel von Kopenhagen hatten die Mitglieder des internationalen Luftfahrtverbandes IATA versprochen,
die Effizienz ihrer Flotten bis 2020 jährlich um 1,5 Prozent zu verbessern. Den Ausstoß an klimaschädlichem Kohlendioxid wollen
die Fluggesellschaften bis 2050 um die Hälfte gegenüber 2005 senken. Nach Uno-Schätzungen ist die Luftfahrtbranche
für
drei Prozent der Emissionen verantwortlich, die die weltweite Klimaerwärmung
verursachen.
Sanfte Landungen könnten da vermutlich helfen, die Bilanz und das Image der CO2-Schleudern zu verbessern.
Zumindest die umweltbewussten Skandinavier haben sich ehrgeizige Ziele gesteckt:
Bis
2012 sollen 80 Prozent aller Maschinen in
lautet
das Ziel der Flughafenmanager.
Marc
Preel, AFP