http://kurier.at/nachrichten/wien/4507537-wenn-fluglaerm-gegner-laut-werden.php#vor


Wenn Fluglärm-Gegner laut werden

Aktivisten nutzten das KURIER-Stadtgespräch über die dritte Piste am Wiener Airport für wütende Proteste.

Letztes Update am 09.08.2012, 18:13


Breite Ablehnung: Rund 200 Fluglärm-Gegner versammelten sich im Liesinger Gasthaus Koci. Im Vordergrund: Moderatorin Martina Salomon (stv. KURIER-Chefredakteurin) Breite Ablehnung: Rund 200 Fluglärm-Gegner versammelten sich im Liesinger Gasthaus Koci. 

Im Vordergrund: Moderatorin Martina Salomon (stv. KURIER-Chefredakteurin)

Das  ist keine Diskussion, sondern eine Demonstration", stellt ein Anti-Fluglärm-Aktivist gleich zu Beginn des Abends klar. Und er sollte recht behalten.

Braucht der Flughafen Wien eine dritte Piste? Daraum ging es beim  dritten KURIER-Stadtgespräch, das Mittwoch im Liesinger Gasthaus Koci über die Bühne ging. 

Nein, ist die Mehrzahl der rund 200 Besucher überzeugt. Darunter vor allem Vertreter von Bürgerinitiativen aus Wien und Niederösterreich, 

die den Abend für lautstarke Proteste gegen das geplante Milliardenprojekt nutzten.

"Die Behörde hat eine Entscheidung getroffen nach dem Motto ,Ihr Bürger seids uns alle wurscht"", empört sich der Liesinger  Karl Schiebl über den vorliegenden positiven UVP-Bescheid. 

Stürmischer Applaus aus dem Publikum. Die ersten selbstgemalten Taferln werden in die Höhe gereckt, um dem Prostet   Nachdruck zu verleihen.

Kein einfacher Abend für Flughafen-Vorstand Julian Jäger, der – immer wieder unterbrochen von wütenden Zwischenrufen – die Notwendigkeit der dritten Piste zu erklären versucht: 

"In den vergangenen 20 Jahren hatten wir eine kolossale Steigerung der Passagierzahlen. Für 2020 rechnen wir mit 30 Millionen pro Jahr." 

Damit wäre die Kapazitätsgrenze des Zwei-Pisten-Systems erreicht. Vom Ausbau würde aber  nicht nur der Airport, sondern die gesamte Region wirtschaftlich profitieren.

Werbun




Impressionen vom Stadtgespräch Fluglärm








                            Stadtgespräche Fluglärm Mehr Überflüge?

Viktor Horak von der Liesinger Bürgerinitiative gegen Fluglärm will das nicht so recht glauben: "Warum hat zum Beispiel IBM sein Osteuropa-Headquarter nach Prag verlegt? 

Sicher nicht, weil der dortige Flughafen so toll ist."
Horaks Befürchtung: Mit der dritten Piste werden sich die Überflüge über das ohnehin schon lärmgeplagte Liesing verdreifachen.

Davon könne zum jetzigen Zeitpunkt überhaupt keine Rede sein, kontert Christian Woborsky von der AustroControl: "Sollte die dritte Piste tatsächlich kommen, 

wird in den drei Jahren vor der Eröffnung jede An- und Abflugroute verhandelt." Dabei sollen auch die betroffenen Bürger eingebunden werden.

Beim UVP-Verfahren sei das freilich nicht passiert, gibt Umweltmediziner Hans-Peter Hutter von der MedUni Wien zu bedenken. 

"Dabei wurden sämtliche Einwendungen nicht einmal ignoriert. Wie sich die Behörde verhalten hat, ist ein ganz schlechtes Vorbild für kommende UVP-Verfahren.

" Nur auf die rechtlichen Spielregeln zu setzen sei zu wenig, warnt er die Bürgerinitiativen.  Schutzmaßnahmen für Anrainer ließen sich besser über den Weg der Mediation erreichen.

Dies sei in der Vergangenheit auch passiert, betont Airport-Chef Jäger. "Wir sind bemüht, die Zahl der Fluglärm-Betroffenen zu reduzieren."  Gelächter im Publikum.