Aktivisten nutzten das KURIER-Stadtgespräch über die dritte Piste am Wiener Airport für wütende Proteste.
Letztes Update am
09.08.2012, 18:13
Breite Ablehnung: Rund 200 Fluglärm-Gegner versammelten sich im
Liesinger Gasthaus Koci.
Im Vordergrund: Moderatorin Martina Salomon
(stv. KURIER-Chefredakteurin)
Das ist keine Diskussion, sondern eine
Demonstration", stellt ein Anti-Fluglärm-Aktivist gleich zu Beginn des
Abends klar. Und er sollte recht behalten.
Braucht der Flughafen Wien eine dritte Piste? Daraum ging es beim
dritten KURIER-Stadtgespräch, das Mittwoch im Liesinger Gasthaus Koci
über die Bühne ging.
Nein, ist die Mehrzahl der rund 200 Besucher
überzeugt. Darunter vor allem Vertreter von Bürgerinitiativen aus Wien
und Niederösterreich,
die den Abend für lautstarke Proteste gegen das
geplante Milliardenprojekt nutzten.
"Die Behörde hat eine Entscheidung getroffen nach dem Motto ,Ihr
Bürger seids uns alle wurscht"", empört sich der Liesinger Karl Schiebl
über den vorliegenden positiven UVP-Bescheid.
Stürmischer Applaus aus
dem Publikum. Die ersten selbstgemalten Taferln werden in die Höhe
gereckt, um dem Prostet Nachdruck zu verleihen.
Kein einfacher Abend für Flughafen-Vorstand Julian Jäger, der – immer
wieder unterbrochen von wütenden Zwischenrufen – die Notwendigkeit der
dritten Piste zu erklären versucht:
"In den vergangenen 20 Jahren hatten
wir eine kolossale Steigerung der Passagierzahlen. Für 2020 rechnen wir
mit 30 Millionen pro Jahr."
Damit wäre die Kapazitätsgrenze des
Zwei-Pisten-Systems erreicht. Vom Ausbau würde aber nicht nur der
Airport, sondern die gesamte Region wirtschaftlich profitieren.
Werbun
Impressionen vom Stadtgespräch Fluglärm
Mehr Überflüge?
Viktor Horak von der Liesinger Bürgerinitiative gegen Fluglärm will
das nicht so recht glauben: "Warum hat zum Beispiel IBM sein
Osteuropa-Headquarter nach Prag verlegt?
Sicher nicht, weil der dortige
Flughafen so toll ist."
Horaks Befürchtung: Mit der dritten Piste werden sich die
Überflüge über das ohnehin schon lärmgeplagte
Liesing verdreifachen.
Davon könne zum jetzigen Zeitpunkt überhaupt keine Rede sein, kontert
Christian Woborsky von der AustroControl: "Sollte die dritte Piste
tatsächlich kommen,
wird in den drei Jahren vor der Eröffnung jede An-
und Abflugroute verhandelt." Dabei sollen auch die betroffenen Bürger
eingebunden werden.
Beim UVP-Verfahren sei das freilich nicht passiert, gibt
Umweltmediziner Hans-Peter Hutter von der MedUni Wien zu bedenken.
"Dabei wurden sämtliche Einwendungen nicht einmal ignoriert. Wie sich
die Behörde verhalten hat, ist ein ganz schlechtes Vorbild für kommende
UVP-Verfahren.
" Nur auf die rechtlichen Spielregeln zu setzen sei zu
wenig, warnt er die Bürgerinitiativen. Schutzmaßnahmen für Anrainer
ließen sich besser über den Weg der Mediation erreichen.
Dies sei in der Vergangenheit auch passiert, betont Airport-Chef
Jäger. "Wir sind bemüht, die Zahl der Fluglärm-Betroffenen zu
reduzieren." Gelächter im Publikum.